Der NFL Draft 2022 ist vorbei und die ersten Wochen der Free Agency liegen auch längst hinter uns. Das ist die Gelegenheit, den Kader der Pittsburgh Steelers einmal genauer zu betrachten. Schließlich gilt es, die Frage nach Big Bens Nachfolger zu klären – und eine konkurrenzfähige Truppe für den nächsten Anlauf auf den Super Bowl zusammenzustellen.
Wo stehen die Steelers nach den Höhepunkten der NFL-Offseason?
Die Quarterback-Frage
Natürlich ist bei allen in Pittsburgh der schreckliche Tod von Dwayne Haskins noch präsent. Der junge Spieler war 9. April 2022 bei einem Unfall ums Leben gekommen. Er wird bei den Steelers als lebensfroher, allseits beliebter Mannschaftskollege unvergessen bleiben. Trotzdem fällt es unglaublich schwer, zur Tagesordnung überzugehen, denn auch Haskins war einer der Anwärter auf die Nachfolge Ben Roethlisbergers. Big Ben hat seine Karriere nach der Saison 2021 beendet. Seither steht die Frage im Raum, wer auf ihn folgen soll.
Als die Steelers am 17. März, kurz nach Beginn der Free Agency, Mitch Trubisky (zuvor Buffalo Bills und Chicago Bears) unter Vertrag nahmen, war ein erster vielversprechender Anwärter auf die Spielmacher-Position gefunden. Trubisky hat von allen Kandidaten die größte Erfahrung als Stammspieler bei den Bears und zuletzt bei den Bills von Top-Quarterback Josh Allen gelernt. Steelers-Backup Mason Rudolph wird im Kampf um den Startplatz auch ein Wörtchen mitreden wollen. Und dann ist da ja noch der Hometown Hero Kenny Pickett (23).
Seine Geschichte ist fast zu schön um wahr zu sein. Fünf Jahre verbrachte Pickett als College-Quarterback an der University of Pittsburgh, wo er für die Pitt Panthers Touchdowns warf und Spiele gewann. Tagtäglich betrat er als Student das Gebäude, in dem auch die Steelers ihr Trainingszentrum haben. Tag für Tag sah er wenige Meter entfernt die die Eingangstür zum Hauptquartier des NFL-Teams.
"Jedes Mal, wenn ich durch die Tür auf der rechten Seite lief, schaute ich nach links und stellte mir vor, durch die andere Tür zu laufen", erzählte er vor ein paar Tagen dem Journalisten Peter King. Jetzt darf er durch diese andere – die Steelers-Tür – gehen.
Hinter der Tür wartet wohl der Kampf um die Quarterback-Position mit Trubisky und Rudolph, zu dem auch Chris Oladokun hinzustoßen wird. Ihn wählten die Steelers mit dem 241. Pick in der siebten Runde im NFL Draft aus.
Fokus auf die Offensive
Apropos Draft: In Las Vegas konzentrierten sich die Steelers bei der Auswahl vielversprechender Talente auf die Offensive. Fünf Spielern für die Angriffsabteilung stehen zwei Verteidigern gegenüber. Und wer auch immer am Ende die Bälle auf dem Feld verteilen wird, er kann sich auf zwei neue Waffen neben Diontae Johnson und Chase Claypool freuen.
Pickett zu Pickens könnte es bald heißen, wenn der Rookie Quarterback den Rookie Receiver bedient. George Pickens bringt Explosivität und Vielseitigkeit nach Pittsburgh. Sein neuer Positionskollege Calvin Austin III besticht als flinker Receiver und wendiger Return-Spezialist.
Aber der Draft 2022 hat auch gezeigt: Football ist bei den Steelers weiterhin Familiensache. Mit der Auswahl von Tight End/Fullback Connor Heyward ist das vierte Brüderpaar im Kader von Head Coach Mike Tomlin perfekt. Vor elf Jahren drafteten die Steelers D-Liner Cameron Heyward, jetzt seinen kleinen Bruder. Und so hat Pittsburgh jetzt vier Tandems mit dem gleichen Nachnamen im Aufgebot: T.J. und Derek Watt, Terrell und Trey Edmunds, Carlos und Khalil Davis sowie die Heyward-Brüder.
Aber auch die zwei Defense-Picks haben Potenzial. Defensive Tackle DeMarvin Leal kann als Defensive End oder anderswo in der D-Line spielen und von dort aus Druck auf das Pass- und Laufspiel des Gegners ausüben. Linebacker Mark Robinson spielte einen Großteil seiner College-Karriere als Running Back, hat also auf der anderen Seite des Balles noch viel Potenzial – und weiß aus eigener Erfahrung ganz genau, wie ein gegnerischer Running Back denkt.
Erfahrung für Offensive und Defensive
Talent haben die Steelers aber nicht nur beim Draft gefunden, sondern auch in der Free Agency. Trubisky ist nicht der einzige Spieler, auf dem große Hoffnungen ruhen. James Daniels ist sofort ein großes Upgrade für die Offensive Line. Linebacker Myles Jack und Cornerback Levi Wallace können die Defensive von Beginn an besser machen.
Die Offseason dauert an, die Konkurrenzkämpfe stehen erst am Anfang und noch lässt sich nicht sagen, wer dieses Team im September als Quarterback aufs Feld führen wird. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Steelers für ihre durchaus aggressive Offseason 2022 mit einem verbesserten Team angreifen werden.